Tim Morgenstern ist 19 Jahre alt, kommt aus Köln, und hat sich nach seinem Abitur 2019 dazu entschieden mit dem Freiwilligenprogramm „weltwärts“ für 1 Jahr nach Uganda zu gehen. Aufgrund der Corona-Pandemie musste er seinen Aufenthalt im März früher abrechen als geplant. Über die Suche nach gemeinnützigen Organisationen, die sich in Uganda im Kampf gegen Corona engagieren, ist er auf 2aid.org aufmerksam geworden. Wir haben ein Interview mit Tim geführt, in dem ihr einen Einblick in seine Arbeit in Uganda bekommt.

Tim, was hat dich dazu bewegt mit dem Freiwilligenprogramm „weltwärts“ für 1 Jahr nach Uganda zu gehen?
Ehrlich gesagt bin ich mir da gar nicht so sicher. Ich denke, ich war einfach super neugierig auf die Welt und wollte unbedingt mal was ganz anderes kennenlernen – sehen, wie Menschen anderswo leben und von ihnen dazulernen. Dass es dann konkret Uganda werden würde, war mehr oder weniger Zufall, aber es war eine tolle Wahl!
Was genau hast du in Uganda gemacht?
In einem Dorf namens Bombo circa eine Stunde nördlich von Uganda Hauptstadt Kampala gelegen, lebte ich zusammen mit Brüdern des katholischen Ordens „Salesianer Don Boscos“, die dort ein Schul- und Ausbildungsprojekt für Kinder und Jugendliche leiten. Meine Tätigkeiten waren extrem vielseitig und erstreckten sich von Unterrichten über Freizeitgestaltung bis hin zu Garten- und Feldarbeit. Ich hatte das große Privileg, mich flexibel einbringen zu können, da die wichtigen alltäglichen Aufgaben allesamt von einheimischem Fachpersonal übernommen wurden.
Du hast ja auch unterrichtet. War das dann auf Englisch? Und welche Fächer?
Ich persönlich habe nur Sport unterrichtet, da man für die anderen Fächer eine Ausbildung beziehungsweise ein Studium absolviert haben muss. Da ich die vielen lokalen Sprachen nicht konnte, habe ich auf Englisch unterrichtet, was die Kinder von klein auf in der Schule lernen. Mit der Zeit habe ich aber auch mein Bestes gegeben, um in der Lokalsprache Luganda dazuzulernen und meine Schülerinnen und Schüler waren meine besten Lehrer!
Hast du in Bombo, wo du gelebt hast, Berührung mit dem Thema Wasserarmut gehabt?
In Bombo selbst war das Thema insofern präsent, als dass fließendes Wasser keineswegs in jedem Haushalt selbstverständlich ist. Schnell wurde mir bewusst, wie viel es alleine bedeutet, kaltes Wasser aus der Leitung beziehen zu können – von sauberem, auf Wunsch warmem Trinkwasser wie hier in Deutschland ganz zu schweigen. Viel extremer ist mir das aber auf Touren durch die umliegenden „villages“ aufgefallen. Obwohl die meisten meiner Vorurteile innerhalb der ersten Wochen geradezu weggefegt wurden, musste ich leider doch feststellen, dass vielen Menschen in ländlichen Regionen Ugandas immer noch der Zugang zu sauberem Trinkwasser fehlt. Die schlechte Versorgungslage, die teilweise nur durch eine oder zwei Wasserstellen ohne Möglichkeit zur Filterung gewährleistet ist, ist unhaltbar. Sie hat mir unter anderem vor Augen geführt, wie unendlich groß die Spanne zwischen den Ländern dieser Welt ist.
Hast du in deiner Zeit in Uganda noch mitbekommen, welchen Einfluss das Corona-Virus auf das Land und die Menschen hat?
Als in Deutschland die ersten Fälle bekannt wurden und das Virus langsam begann, sich in Europa auszubreiten, war mir das Thema ehrlich gesagt noch gar nicht bewusst. Zwar bekam ich wie die meisten anderen vor Ort auch übers Internet mir, dass sich die Krankheit langsam zu einem ernstzunehmenden Problem entwickelte, jedoch schien es während der ersten Wochen der Pandemie keinerlei Fälle in Ostafrika zu geben. Mit zunehmender Dynamik jedoch vergrößerte sich dann die Sorge und Mitte März beschloss dann Präsident Musseveni, alle öffentlichen Aktivitäten bis auf weiteres einzustellen. Durch die Schließung von Schulen, Kirchen und Transportwegen und einer Ausgangssperre ab 18 Uhr abends sollte die Ausbreitung von Anfang an verhindert werden – die sozialen und ökonomischen Folgen jedoch sind enorm. Ich hörte und höre immer wieder von Freundinnen und Freunden vor Ort, dass die normalerweise gut funktionierende Lebensmittelversorgung stellenweise ins Wanken kam und darüber hinaus viele Tagelöhner ihr Einkommen verloren. Diese Folgen, die wir ja aus Deutschland kennen und die wir nur mithilfe von Milliarden von Euros abfedern können, treffen ein Land wie Uganda natürlich noch einmal deutlich härter. Hinzu kommt, dass vielen Menschen die Infrastruktur in der Gesundheitsversorgung sowie Hygienekapazitäten fehlen, um sich vor dem Virus zu schützen. Dass sich dieses nur so langsam ausbreitet, wie offiziell bekannt, muss vorsichtig betrachtet werden, denn es fehlt einfach an Testkapazitäten– hier ist dringend Unterstützung von außerhalb angesagt.
Möchtest du, wenn die allgemeine Gesundheitslage im Land es wieder zulässt, nochmal zurück nach Uganda gehen?
Auf jeden Fall! Sobald es die internationale Situation und meine Brieftasche erlauben, werde ich meine Einrichtung besuchen gehen. Ich bin unendlich dankbar für meine Zeit dort und freue mich riesig darauf, all die tollen Menschen wiederzusehen.