Projektreise 2024 Tag 5 – Happy Feet & Endgame
Christine Löprich
Projektreise 2024
26. September 2023
Nach einem ereignisreichen langen ersten Tag gestern haben wir wie die Bauklötze geschlafen und sind heute Morgen erfrischt in unseren zweiten Tag “on field” gestartet. Bereits um halb acht war es bereits super sonnig und warm, so dass wir unseren Plan, eine Foto-Session mit unseren lila 2aid-Pullis zu machen, schnell wieder verworfen, bzw. auf einen anderen, kühleren Tag verschoben haben. Mit einem leckeren Frühstück aus gebratener Kochbanane, Chapati und Ananas im Bauch wurden wir pünktlich um 9 Uhr von Emesco am Hotel abgeholt und brechen zum ersten Projekt des Tages, Muzizi, auf.
Die Fahrt dauert über anderthalb Stunden, über extrem steile, holprige, und steinige Strassen. An einer besonders steilen Stelle können wir uns nur im Schritttempo fortbewegen und es wird gescherzt, dass wir wirklich beten müssen, dass es vor unserer Rückfahrt nicht anfängt zu regnen, da die Strasse sonst unpassierbar wird. Auch müssen wir zwei mal anhalten, um zu warten, bis ein großer Haufen Säcke und ein LKW voller Baumstämme von der Straße geräumt werden, um uns den Weg frei zu machen.
Wir finden den Muzizi-Brunnen schließlich in einem sehr guten Zustand vor, und die Gemeinde empfängt uns sehr herzlich. Der Caretaker des Watersource Committee, Macias Julius Tunundarie erzählt uns Freudestrahlend, dass seit sie den neuen Brunnen haben der Porridge, den sie zum Frühstück essen, wesentlich besser schmeckt. Nicholas von Emesco erzählt uns, dass Julius Name, “Tunundarie” in der Landessprache “we love one another” (“wir lieben einander”) bedeutet. Die Menschen erzählen uns außerdem, dass sich die Eltern, seit sie den neuen Brunnen haben, viel weniger Sorgen um die Sicherheit ihrer Kinder beim Wasserholen machen müssen. In dem offenen Wasserloch, welches die Gemeinde vorher zum Wasserholen genutzt hat, sind immer wieder besonders kleine Kinder ertrunken. Auch habe der Brunnen zu einer besseren Zusammenarbeit unter den Menschen geführt, da Alle weniger gestresst sind. Die Kinder machen einen gesunden und munteren Eindruck, was uns sehr freut. Julius bestätigt, dass er früher regelmäßig ca. 70.000 Schilling (20 Euro) für die medizinischen Behandlungen und Medikamente seiner beiden kleinen Kinder ausgeben musste. Seitdem sie den Brunnen haben, hat sich die Lage deutlich verbessert, und Typhus, Magenwürmer und Durchfall sind kaum noch ein Thema. Maleika, eine Frau, deren Name “Engel” bedeutet, berichtet, wie viel einfacher ihr Morgen geworden ist, seit ihr 5-jähriger Sohn morgens ohne Probleme Wasser holen kann, so dass sie das Frühstück für die Familie rechtzeitig fertig bekommt, damit ihr Sohn es pünktlich zur Schule schafft. Andere Frauen erzählen wie der Brunnen in unmittelbarer Nähe des Dorfes viel Zeit spart, und damit für mehr Harmonie in den Familien sorgt. Mit einem rundum guten Gefühl machen wir uns auf zum nächsten Projekt.
Der Kyakazihire-Flachbrunnen wurde bereits 2011 gebaut, funktioniert aber trotz etwas desolatem Aussehen noch einwandfrei. Die Gemeinde erzählt uns, dass obwohl die Regierung vor einem Jahr einen Tiefbohrbrunnen näher am Dorf gebaut hat, viele von ihnen den Flachbrunnen bevorzugen, da er leichter zu bedienen ist. Vor einiger Zeit mussten einige Reparaturen am Brunnen vorgenommen werden, für die sie die notwendigen finanziellen Mittel im Dorf eingesammelt haben. Als nächsten Schritt wollen sie nun den fehlenden Zaum und Pumphebel ersetzen. Sie berichten außerdem, dass nicht nur die Menschen im Dorf, sondern auch ihre Nutztiere von dem sauberen Wasser profitieren und seltener krank werden. Nachdem wir sichergestellt haben, dass die Tiere nicht am Brunnen getränkt werden, sondern die Menschen ihnen das saubere Wasser bringen, sind wir erleichtert und erfreut.
Der Bürgermeister des Dorfes erzählt, dass die Schule im Ort, die den Brunnen auch benutzt, dringend neue Latrinen benötigt und läd uns ein, uns selbst vor Ort ein Bild von der Situation zu machen. Nach sehr kurzer Fahrt kommen wir an der “Kyakazihire Primary School” an. Die 331 Schüler (188 Jungen und 143 Mädchen) begrüßen uns sehr herzlich mit Gesang und kurzen Ansprachen. Der Schulleiter, Matteo, erklärt, dass die Schule sehr stark wächst und sie mit dem Ausbau nicht nachkommen. Für alle 331 Schüler gibt es nur 4 provisorische Latrinen, die Schulgebäude sind aus Lehm und sehr eng, und es gibt keine Wasserquelle. Die Schüler müssen zum Wasserholen eine stark befahrene Straße überqueren, was sehr gefährlich ist. Auch mussten sie den letzten Jahrgang (P7) schließen, da nicht genug Klassenräume zur Verfügung stehen. Wir bedanken uns für den herzlichen Empfang und versprechen, zu Hause einmal zu schauen, wie wir die Schule unterstützen können.
Auf der Rückfahrt erzählt uns Nicholas, dass nur etwa 10% der Kinder in den Dörfern die sieben staatlich vorgeschriebenen Grundschuljahre abschließen können, da es nicht genug Schulen gibt oder sich die Eltern die Schulgelder nicht leisten können. Diese Zahl schockiert uns sehr.
Nach einem Zwischenstopp im Emesco-Büro für ein leckeres Mittagessen aus lokalen Spezialitäten (Kochbanane mit Erdnusssoße, ugandische Erbsensuppe und Sauerkraut, Kartoffeln, Reis und Ananas) fahren wir zum nächsten Brunnen, Isunga B. Auch dieser Brunnen ist in einwandfreiem Zustand, mit intaktem Zaun, einem angepflanzten Lebendzaun und gepflegtem Rinnstein. Eine junge Frau, Nakato Winnie, erzählt uns, dass sie dem Schatzmeister des Wasserkomitees dabei hilft, jeden Monat 5000 Schilling (1,20 Euro) pro Haushalt einzusammeln, um im Notfall die Reparatur des Brunnens finanzieren zu können. Die Menschen sind überglücklich, nun einen sicheren Zugang zu sauberem Wasser direkt im Ort zu haben. Nun müssen sie nicht mehr drei Mal am Tag jeweils 2 km zum Wasserholen laufen und die Neuerkrankungen an Typhus sind auch deutlich zurückgegangen.
Mit einem guten Gefühl verabschieden wir uns und fahren zum letzten Projekt des Tages, Kayanja. Auch dieser Brunnen ist in einwandfreiem Zustand und die Gemeinde macht einen sehr engagierten Eindruck. Beatrice Berungi, die Schatzmeisterin des Wasserkomittees, erzählt uns, dass nicht nur die 58 Haushalte im Dorf, sondern auch die Schüler der nahegelegenen Schule den Brunnen nutzen. Das Wasserkomitee sammelt jeden Monat 2000 Schilling (50 Cent) pro Haushalt für die Instandhaltung des Brunnens ein. Alle sind super glücklich, dass sie nun einen sicheren Zugang zu sauberem Wasser haben, weniger Unfälle passieren, weniger Menschen krank werden und sie auch ihre Wäsche endlich richtig sauber bekommen.
Nach einem langen Tag kehren wir ziemlich erschöpft ins Hotel zurück, wo wir bei Süßkartoffeln, Bohnen und Ananassaft den Tag rekapitulieren.
Liebe Grüße an alle und bis morgen!