Projektreise Nov. 24 – Tag 4 “Hope (Hoffnung)”
Jill Willems
Projektreise 2024
4. Februar 2020
Transparenz ist für uns bei 2aid.org sehr wichtig. Darum dokumentieren wir alle Schritte des Projektfortschrittes und kommunizieren diese auch an euch Leser und Spender. Und wir fahren regelmäßig selbst in die Projektländer, um uns ein Bild vom Zustand der Brunnen vor Ort zu machen und mit den Gemeindemitgliedern zu sprechen. Sollten Dinge schlecht laufen, sprechen wir dies auch bei den Menschen, die den Brunnen nutzen, an. Gleichzeitig versuchen wir dann schnellstmöglich mit den betroffenen Personen eine Lösung für eine Verbesserung der Situation zu finden.
Uns ist es wichtig, dass wir auch offen kommunizieren, wenn ein Brunnen mal nicht in gutem Zustand ist. Bei der letzten Projektreise haben wir einen Brunnen besucht, der gerade mal 6 Monate alt war. Der Brunnen ist aber in einem sehr schlechten Zustand.
Das Projekt, um das es geht, ist die Nr. 121 mit dem Namen Kasaraba. Der Tiefbohrbrunen wurde im April 2019 fertig gestellt, daher hatten wir ein Projekt in gutem Zustand erwartet. Als wir am Projekt ankamen, hat uns leider weder ein intakter Zaun noch ein sauberer Brunnen erwartet, sondern ein Brunnen, um den herum sehr viel Müll lag. Schon auf dem Weg vom Auto zum Brunnen war uns der Müll überall aufgefallen, der herumflog. Als wir den Pumphebel bedienten, fiel uns direkt auf, dass dieser schwergängig ist. Zusätzlich war die Metallabgrenzung für den Pumphebel, die in den Boden betoniert wurde, halb herausgerissen (siehe Foto unten).
Im Gespräch mit einigen Dorfbewohnern haben wir dann erfahren, dass sich direkt neben dem Brunnen ein Markt befindet, bei dem viele Menschen einkaufen, sowohl aus dem Dorf als auch von den benachbarten Dörfern.
Der Brunnen wird stark frequentiert und ist daher extremen Belastungen ausgesetzt, weil so viele Menschen den Brunnen benutzen. Im Gespräch mit den Gemeindemitgliedern haben wir betont, wie wichtig es ist, sich gut um den Brunnen zu kümmern, damit er lange funktioniert.
Uns ist außerdem aufgefallen, dass die Ablaufrinne, in der das überschüssige Wasser nach unten ablaufen soll, zubetoniert wurde. Auf die Frage, warum dies so ist, haben wir erfahren, dass das Wasser aus der Abflussrinne immer über den Markt geflossen ist und damit gestört hat (oft liegen auf Märkten in Uganda auch Lebensmittel auf Decken auf dem Boden ausgebreitet). Deshalb wollte man das Wasser abzweigen und woanders ableiten. Jackson, der uns an diesem Tag von unserer Partnerorganisation Emesco Development Foundation begleitet hat, hat dann erklärt, dass das zwar grundsätzlich eine richtige Entscheidung war. Dennoch sei jetzt das Problem, dass das abgeleitete Wasser wieder in den Brunnen zur Wasserversorgung zurücklaufen könne. Dies könnte langfristig zur Verunreinigung des Wassers führen.
Vor Ort haben wir auch mit Tedi gesprochen. Die junge Frau ist Vorsitzende der “Business Women” in der Region, und hat sich für die Situation am Brunnen entschuldigt. Sie hat uns erzählt, dass es schwierig ist den Brunnen gut zu pflegen, wenn so viele Menschen von außerhalb des Dorfes kommen. Zudem gäbe es ein Wasserkomitee, das aber nicht richtig arbeitet. Tedi hat uns erzählt, dass sie deshalb ein neues Komitee wählen wollen, das sich dann verantwortlich für den Brunnen fühlen soll und sich darum kümmert, dass der Brunnen pfleglich behandelt wird.
Abschließend haben wir besprochen, dass wir den Brunnen bei der nächsten Projektreise wieder besuchen werden und hoffen, ihn dann in einem besseren Zustand zu sehen. Wir habe nochmal betont, dass die Gemeinde in der Verantwortung liegt, den Brunnen instand zu halten. Mit unserem Partner Emesco werden wir nochmal besprechen, dass sie in Kürze nochmal vorbeifahren und gegebenenfalls nochmal eine Hygieneschulung vornehmen und dabei helfen, dass die Gemeinde ein verantwortungsvolles Wasserkomitee wählt.
Für uns ist es immer schwierig, Brunnen in einem schlechten Zustand zu sehen. Oft denkt man dann, dass der Brunnen einfach nicht die ausreichende Wertschätzung bekommt. Allerdings gibt es meist eine sinnvolle Erklärung, wie hier die Tatsache, dass der Brunnen direkt an einem Markt ist und daher sehr stark genutzt wird. Zudem hat uns Emely Kugonza, der Director von unserem Partner Emesco in Uganda, im Gespräch abends erklärt, dass Metall in Uganda wertvoll ist. Es könnte also auch sein, dass jemand mutwillig die Metallabgrenzungen aus dem Boden holen wollte.
Wir werden häufig gefragt, ob es wirklich notwendig ist eine Projektreise zu machen. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, sich selbst ein Bild von den Brunnen vor Ort zu machen. Wir wollen nachhaltig den Menschen in Uganda “Hilfe zur Selbsthilfe” bieten. Das heißt aber auch, dass wir wir bei allen Lernerfahrungen manchmal eine Extra-Runde drehen müssen. Unsere Partner in den Projektländern bringen das Wissen zur Situation, den Bedürfnissen und den Möglichkeiten vor Ort mit, wir hingegen blicken kritischer und mit dem Auge der Spender auf die Projekte.
Das Zusammenspiel mit unseren Partnern in den Projektländern wird durch die regelmäßigen Projektreisen vervollständigt. Denn wie in jeder guten Partnerschaft bringt jeder Partner unterschiedliche Stärken mit.
Wir halten euch auf dem Laufenden wie sich die Situation hier in Kasaraba verändert.
Water is life.
Eure Johanna & Bea