Projektreise 2024 Tag 5 – Happy Feet & Endgame
Christine Löprich
Projektreise 2024
17. Mai 2024
Guten Morgen Karuguuza- es war eine kurze Nacht für uns, denn freitags ist immer Markt und donnerstags reisen alle Verkäufer und Käufer an. Und das bedeutet: PARTY bis in die Puppen. Unser Hotel ist sehr nah am Zentrum und da hilft auch keine Oropax.
Beim Frühstück gönnen wir uns daher erstmal einen sehr starken Kaffee und genießen unser Rolex- so nennen die Ugander ihre gerollten Chapati mit Omelett (Rolled-Eggs).
Die Reise zum ersten Projekt dauert gute 45 min über Stock und Stein in eine sehr abgelegene Gegend.
Endlich sind wir an der St. Julius Nursery & Primary School angekommen. Hier gehen 344 Kinder zur Schule und in den Kindergarten. Eric ist Lehrer der höchsten Klasse (P-7) und empfängt uns freudig im Lehrerzimmer. Er zeigt uns die Klassen und Schulgebäude, den bisherigen kleinen Plastik- Tank und die Latrinen. Gerade die selbstgebauten Latrinen sind ein furchtbarer Anblick. Dass sich hier 195 Mädchen eine Toilette teilen müssen, ist für uns kaum vorstellbar. Leider sind auch die Klassenräume nur mit Bambus und Lehm von Hand gebaut und haben damit kein festes Fundament. Somit können wir leider nicht den von uns geplanten permanenten Tank hier errichten. Wir wollen aber prüfen, ob wir gegebenenfalls einen weiteren Plastik-Tank anbieten können und schauen uns an, ob ein Brunnen in der Nähe möglich wäre, um die Wasserversorgung zu garantieren. Wir werden hier auf jeden Fall eine Lösung finden und freuen uns, Eric im November wiederzusehen.
Die nächste Station sollte die Happy Times Primary & Nursery School sein, aber eine zugeschüttete Straße blockiert uns den Weg und wir müssen unseren Plan ändern. TIA- this is Africa.
Die Umfahrung führt uns ins abgelegene Hamugamba. Hier waren wir bereits mit der letzten Projektreise und hatten der Gemeinde versprochen, wiederzukommen damit sie uns zeigen können, dass sie ihren Brunnen in einen besseren Zustand gebracht haben. Der Chairman der Gemeinde, Francis, sowie der Chairman des Wasserkommittees, Manuel, empfangen uns am Auto. Sie sind überrascht von unserem Erscheinen, hatte man sie doch nicht vorgewarnt. Sie freuen sich aber, denn sie hoffen, dass wir ihnen einen weiteren Brunnen bringen. Wir fragen nach, ob sie denn ihre Seite des Deals eingehalten haben und wir gleich einen einwandfreien Brunnen vorfinden. Die Antwort ist leider: nein. Angeblich haben sie einen Mechaniker beauftragt, der hätte sie aber abgezockt und jetzt fehlt ihnen das Geld. Der Brunnen wurde weder fachgerecht gewartet, noch wurde der Life Fence gepflanzt oder der Channel gegraben (eine Ableitung des Regenwassers, damit der Brunnen nicht von Schlamm verdeckt wird). Wir sind sichtlich enttäuscht von dieser Entwicklung und vermitteln, dass wir unter diesen Umständen auch keinen weiteren Brunnen bauen werden. Der Chairman der Gemeinde bittet um eine zweite Chance. Er sei vom Wasserkommittee nicht über den Zustand und die Absprache mit uns informiert worden und möchte das Blatt nun wenden. Er will sofort mit den Reparaturen beginnen, den Channel graben sowie den Zaun pflanzen. Er wird Johnsus, unserem Projektleiter von Emesco, die Bilder der Verbesserung schicken und hofft auf unser Vertrauen in seine Lernfähigkeit. Wir fahren erwartungsvoll weiter nach Bucuuya.
Wir legen einen kurzen Stopp an der Bucuuya School ein. Hier haben wir vor 2 Jahren Latrinen errichtet. Die 700 Schüler benötigen jedoch dringend eine Wasserquelle. Es gibt mehrere Plastik-Tanks, die repariert werden müssten. Zudem schauen wir uns die Gebäude an, um die Möglichkeit einer größeren Lösung zu besprechen. Dies ist jedoch noch Zukunftsmusik und unser eigentlicher Stopp ist ein paar Kilometer weiter am Brunnen von Bucuuya B.
Der 7 Jahre alte Brunnen läuft noch, der Zustand gefällt uns aber nicht. Die Kette müsste dringend geölt werden, der Brunnen muss vom Schlamm befreit und die Risse im Fundament ausgeglichen werden. Zudem ist der Hebel abgebrochen und es gibt keinen Zaun.
Der Brunnen wird von 120 Haushalten, das heißt ca. 750 Menschen und von der Schule St. Anna genutzt. Das ist natürlich sehr viel und erklärt auch ein wenig die starke Abnutzung. Wir fragen nach, ob die Gemeinde denn eine Veränderung mit dem Bau des Brunnens gemerkt hat. Ja, haben sie, denn als sie noch aus der offenen Wasserquelle unten im Tal getrunken haben, wurden sie oft krank. Typhus war eine der häufigsten Krankheiten. Doch seitdem es den Brunnen gibt, sind sie alle, aber vor allem die Kinder wesentlich gesünder. Da die Nutzung des Brunnens so hoch ist, würde sich die Gemeinde einen weiteren Brunnen wünschen. Wir sind noch sehr skeptisch, denn wir möchten erst sehen, dass sich die Gemeinde gut um diesen Brunnen kümmert.
Unter den anwesenden Personen sind der Chairman des Wasserkommittees, Cornelius, sowie die Vice-Chairperson, Mary, der Treasurer, Christine, und der Member, Ronald. Das Komitee ist damit nicht vollständig, denn es sollte immer aus 7 Personen bestehen. Johnsus bittet um Neuwahlen, damit die fehlenden Posten aufgefüllt werden können. Die Gemeinde stimmt ihm zu.
Johnsus erklärt anhand einer Analogie, warum wir so unzufrieden sind. Er sagt: Stellt euch vor, ich leihe mir eure schönsten Kleider aus, euer schickstes Hemd oder euer schönstes Kleid. Ich trage es ein paar Tage und es kommen Flecken darauf und Löcher rein. Würdet ihr mir beim nächsten Mal wieder ein Kleidungsstück leihen? „Nein“ heißt es einheitlich aus der Gemeinde. Der Chairman bittet Johnsus um seine Telefonnummer, um ihm die Verbesserungen, die sie jetzt vollziehen wollen, zukommen zu lassen. Johnsus gibt ihm seine Nummer – der Chairman speichert ihn unter dem Namen “Mr. Water“. Gelächter bricht aus. Wir bedanken uns für den freundlichen Empfang und das Beantworten unserer Fragen und hoffen, schon bald Fotos von einer Verbesserung des Brunnens zu empfangen.
Somit schließen wir Teil 1 des heutigen Tages und fahren zurück zum Büro von Emesco, denn hier wartet man schon mit dem Lunch auf uns…
…to be continued
Bianca & Jill