Projektreise 2024 Tag 5 – Happy Feet & Endgame
Christine Löprich
Projektreise 2024
18. Mai 2024
Wir hatten gestern Abend noch Besuch von Emely, dem Direktor von Emesco, somit wurde es zu spät, um alle Eindrücke in einem Blog Post zu verarbeiten. Daher folgt nun die Fortsetzung vom vierten Tag „on field“…
Nach dem Lunch bei Emesco fahren wir Richtung Kahungera. In dieser sehr abgelegenen und den ersten Eindrücken nach zu urteilen, sehr ärmlichen Gegend, steht seit Ende 2016 einer unserer Flachbrunnen. Die meisten Farmer verkaufen freitags ihre Ernte auf dem Markt, daher sind nur wenige Menschen anwesend. Unter ihnen der Chairman des Wasserkommittees, Fred Bagambe, und die Kassenwärtin Florence Musungua. Der Brunnen läuft noch, bräuchte jedoch dringend eine Instandsetzung. Die Kette muss geölt und die Gummidichtungen ersetzt werden. Zudem ist der Hebel abgebrochen und es gibt keinen Life Fence oder andere Art eines Zauns, damit die Tiere die Wasserstelle nicht verunreinigen. Was uns besonders große Sorgen macht, ist der Baum, der neben dem Brunnen steht und dessen Wurzeln sich langsam ihren Weg in den Beton des Brunnens suchen. Wir schildern der Gemeinde, dass wenn sie nicht tätig werden, sie bald wieder die offene Wasserstelle unten im Tal nutzen müssen. Ein Raunen geht durch die Gemeinde, alle schütten den Kopf. Der Chairman ergreift das Wort und erzählt uns, dass keiner mehr die offene Wasserstelle nutzt, da sie davon immer krank geworden sind. Er möchte auf jeden Fall verhindern, dass es so weit kommt. Er schiebt die Schuld für den schlechten Zustand auf die vielen Kinder, die hier spielen und beim Wasserholen nicht gut mit dem Brunnen umgehen. Johnsus schaltet sich ein und ermahnt ihn, dass er nicht die Kinder schuldig sprechen soll. Denn es sind nicht die Kinder, die den Brunnen nicht ölen. Es sind nicht die Kinder, die den Zaun nicht gepflanzt haben. Und es sind auch nicht die Kinder schuld, dass der Baum nicht gefällt wurde. Der Chairman entschuldigt sich für sein vorschnelles Urteil und sagt, dass er froh ist, dass wir jetzt hier sind, um ihm beizubringen, was er tun muss.
Er sei aber auch demoralisiert, weil er sich auf einen Mechaniker verlassen hatte, den Brunnen instandzusetzen, dieser hat jedoch seine Arbeit offensichtlich nicht ordentlich gemacht und die Gemeinde sehr viel Geld gekostet. Jetzt haben sie kein Geld mehr für weitere Arbeiten und müssten wieder pro Haushalt einsammeln gehen. 40 Haushalte (ca. 250 Menschen) profitieren von diesem Brunnen und man rechnet mit knapp 5.000 Schilling (ca. 1,25€) pro Haushalt für die Instandhaltung. Johnsus rechnet vor, dass es sich im ersten Moment vielleicht viel anhören mag aber die Alternative wesentlich kostspieliger ist: Wenn jemand an Typhus erkrankt, muss er mit einem Boda-Boda (Motorrad-Taxi) für ca. 40.000 Schilling (ca. 10€) in eine private Klinik gebracht werden (die staatlichen Einrichtungen bieten keine Typhus Tests an), dort 8.000 Schilling (ca. 2€) für einen Test zahlen und dann die Medizin für ca. 25.000 Schilling (ca. 5,50€) holen. Alles in allem ist der Beitrag zum Instandhaltung-Fond damit doch wesentlich sinnvoller. Alle anwesenden Mitglieder der Gemeinde geben ihm recht und der Chairman freut sich, dass wir ihm damit den Rücken stärken, den Beitrag je Haushalt einsammeln zu können.
An der Länge dieses Textes erkennt ihr schon, dass wir sehr viel Zeit in dieser Gemeinde verbracht haben. Manchmal ist es notwendig, die Gemeinde an ihre Verantwortung zu erinnern und Lösungswege aufzuzeigen. Wir hoffen, im November eine positive Veränderung an diesem Brunnen sehen zu können.
Das letzte Projekt für diesen Freitag ist die Happy Times Nursery & Primary School. Die Direktorin Grety begrüßt uns am farbenfrohen Zaun der Schule. 450 Schüler lernen hier vom Kindergarten bis zur siebten Klasse.
Die Schule wirkt sehr ordentlich, hat feste Gebäude und jede Menge Klassenräume. Nur fehlt es ihnen an Wasser. Der nächste Brunnen ist 1,5 km entfernt und nur mit Überquerung der Hauptstraße (der großen geteerten Straße durch Kibaale) erreichbar. Der Weg ist sehr gefährlich und die Kinder verpassen viel Unterricht, wenn sie Wasser holen müssen. Ein kleiner 5.000l Tank steht am Lehrerzimmer, dieser reicht natürlich nicht aus. Wir planen einen 20.000l Tank an einem Klassenzimmer Block zu bauen. Die Schüler und Schülerinnen teilen sich derzeit 4 Latrinen – das ist natürlich viel zu wenig. Auch hier wollen wir mit dem Bau von weiteren 5 Latrinen Erleichterung schaffen. Wir freuen uns schon auf November, wenn wir die fertigen Baumaßnahmen begutachten können.
Heute ist schon Samstag, der letzte Tag „on field“ bricht für uns an. Die Woche ist wie im Flug vergangen. Wir sind glücklich und dankbar, mit Emesco so einen tollen Partner an unserer Seite zu haben, der uns im nachhaltigen Kampf gegen Wasserarmut so tatkräftig unterstützt. Die Arbeit hier vor Ort ist so wichtig. Der Kontakt mit den Menschen, die dank eurer Spende endlich ein gesundes Leben führen können, ist das, was nachhaltig positive Veränderung bringt.
Man kann ein Menschenleben nicht bepreisen, aber ein Leben zu retten ist unbezahlbar.
Auf geht’s in die letzte Runde- liebe Grüße aus Karuguuza!
Bianca & Jill