Projektreise 2023 Tag 4 – Überfüllte Klassenzimmer, tropischer Regen und unerwartete Wiedersehen

28. September 2023

Nichts weckt einen morgens so gut wie eine kalte Dusche. Dann noch einen Kaffee und ein paar Pfannkuchen mit Omelette hinterher und wir können gestärkt losstarten. 

Unser erster Stop ist nach längerer Fahrt die Kayanja Primary School. 834 Schüler drücken hier die Schulbank, in deutlich überfüllten Klassenzimmern und Unicef-Zelten (mit teilweise bis zu 300 Schülern pro Klasse!). Besonders freut es uns, zu hören, dass mehr Mädchen als Jungen hier zur Schule gehen. Die zwei Wassertanks, die wir Anfang dieses Jahres dank einer grosszuegigen Spende von Chrono24 hier gebaut haben, versorgen nicht nur die Schule, sondern auch die umliegenden Gemeinden mit Wasser. Der Schulleiter Julius berichtet, dass während der Trockenzeit das Wasser sogar manchmal knapp wird, sie aber Bedenken haben, den Wasserhahn abzuschließen, aus Angst vor Vandalismus. Bei der Vielzahl an Schulgebäuden und gut Instand gehaltenen Dächern könnte man hier locker noch einen weiteren Tank errichten und anschließen. Auch die Toiletten-Situation ist problematisch, für alle 834 Schüler gibt es nur 9 Toilettenkabinen (falls also jemand zufällig Lust hat, sich dieser Probleme anzunehmen, setzt euch gern mit uns in Kontakt ;-)).

Die fröhliche Stimmung der ersten Schule setzt sich auch am zweiten Projekt des Tages fort. An der Bright Star Primary werden wir sehr herzlich von Schulleiterin Penelope und den 562 Schülern empfangen. Auch hier ist die Zahl der Schülerinnen deutlich höher (346) als die der Schüler (240), was uns sehr freut. Allerdings verfügt die Schule momentan weder über einen sicheren Wasserzugang (der nächste Brunnen ist ca. 2km entfernt, und ein vorhandenes Wasserleitungssystem kann aus Kostengründen nicht genutzt werden), noch über ausreichende Latrinen (momentan nur 6 Toiletten-Kabinen insgesamt). Wir vermerken die Schule als vielversprechendes zukünftiges Projekt und machen uns auf den Weg zum nächsten Brunnen.

Auf halber Strecke ist leider die Straße durch eine Baustelle blockiert, in der ein Laster gerade eine große Ladung Erde abgekippt hat. Wir müssen also einen Umweg durch den Nachbarort nehmen, auf dem wir größtenteils im Schneckentempo hinter einer  Dampfwalzer her kriechen – This is Africa!

Nguse aus 2016 steht als nächstes auf der Liste. Wir halten an einem Lehmhaus an und werden angewiesen durch die Ernte, über eine Wasserstelle mit nur einem Holzbalken als Brücke zu gehen, um an den Brunnen zu kommen. 50 Haushalte holen hier ihr Wasser für den Tagesbedarf – sie kommen aus allen Himmelsrichtungen durch die Erntefelder. Der Brunnen ist die einzige sichere Wasserquelle in einem 3km Radius, daher reagieren die Menschen auch sehr erschrocken, als unser Projektpartner den Scherz macht, den Brunnen jetzt abzubauen. Natürlich machen wir das nicht – Gelächter bricht aus. Mit ernstem Ton weisen wir darauf hin, dass wir eine ordentliche Instandhaltung begrüßen würden. Ein funktionierender Zaun und eine regelmäßig geölte Kette sind die Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Nutzung. Die Bewohner versprechen uns auch weiterhin gut auf den Brunnen aufzupassen und freuen sich über die von uns mitgebrachten, gespendeten Jerrycans.

Über rote Erde mit tiefen Schlaglöchern geht es zu Nyansimbi – Kabajenyi. 45 Haushalte nutzen diesen Brunnen seit über 5 Jahren. Das Wasserkommittee ist aktiv und sammelt 2.000 UGX pro Monat für die Instandhaltung. Bei Reparaturbedarf findet ein Treffen statt und die Gesamtsumme wird gemeinsam aufgebracht. Vor 5 Monaten musste ein Techniker gerufen werden, um die Kette zu reparieren. Wir regen an, dass die Kette regelmäßig geölt werden muss, damit dies nicht noch einmal passiert. Auch hier verteilen wir einige Jerrycans und fahren zum nächsten Projekt.

Bwanswa liegt relativ abgelegen. Jede Familie hier hat Hunde, die uns bis zum Brunnen folgen. Der Empfang ist herzlich. Der 8 Jahre alte Brunnen funktioniert sehr gut, wurde aber auch schon repariert. Das Wasserkommittee hatte hierfür die notwendigen finanziellen Mittel aufgetrieben. Wir empfehlen einen Zaun, damit die Tiere nicht bis an den Brunnen kommen und eine “Control Bar”, damit die Kinder den Hebel nicht kaputt machen können. Eine junge Frau aus der Nachbargemeinde fragt an, ob wir bei ihr nicht auch einen Brunnen bauen können. Wir bitten sie, die Anfrage an Emesco zu stellen, damit wir ihr helfen können. Wir verteilen die letzten noch verbleibenden Jerrycans von unserem Auto und starten zum Mittagessen bei Emesco. Auf der Straße kommt uns zunächst eine große Pavianherde entgegen. Dann bricht nach 10 Minuten ein heftiger Regenschauer über uns herein. Da ein Teil unseres Teams nicht mehr ins Auto passt, sitzen 4 von uns unter einer blauen Plane auf der Ladefläche des Pick-Ups. Welch ein Abenteuer!

Wieder trocken und gestärkt von Erbsen- und Erdnuss-Soße geht es zurück ins Field. Der St. Julie-Flachbrunnen liegt umringt von einer stattlichen Kirche, ausladenden Wohnheimen für die Nonnen und Mönche und einer der besten Privatschulen Ugandas. Da diese alle ihre eigenen Wasserquellen besitzen, wird der Brunnen hauptsächlich von den Menschen im benachbarten Dorf verwendet. Dafür, dass der Brunnen eines unserer ersten Projekte überhaupt war, und schon vor 13 Jahren gebaut wurde, ist er in super Zustand und funktioniert einwandfrei.

Auch unser nächstes Projekt, der Kyekubo-Brunnen, ist bereits 7 Jahre alt und in sehr gutem Zustand. Die Dorfbewohner erzählen uns, dass sie nicht nur ein aktives Wasserkomitee haben, sondern auch bereits 40.000 Schilling (ca. 10 Euro) an Spenden für Reparaturen gesammelt haben. 40 Haushalte nutzen den Brunnen, und alle sind heilfroh, jetzt eine sichere Wasserquelle im Dorf zu haben und nicht mehr 2km in den Nachbarort zum Wasserholen laufen zu müssen.

Bei unserem letzten Projekt des Tages, Kayunga, finden wir zunächst nur einige Kinder am Brunnen vor. Doch nach kurzer Zeit kommt erst eine Dame, die ihr Grundstück direkt nebenan hat, vorbei, und dann sogar eine Lokalpolitikerin, die sich hier für die Menschen einsetzt. Nach kurzem Gespräch stellt sich heraus, dass die Politikerin, Angelina, vor ca. 10 Jahren von Emesco-Mitarbeiter Nicholas als Geburtshelferin ausgebildet wurde, und der Nachbarin, Josephine, bei der Geburt ihrer Tochter zur Seite gestanden hat. Der Brunnen ist für seine 11 Jahre in wirklich gutem Zustand, musste in dieser Zeit nur zwei mal repariert werden, und funktioniert einwandfrei. Angelina erzählt uns jedoch auch über ihre Bedenken, dass die hohe Nutzerzahl den Brunnen auf Dauer überlasten könnte. Wir raten ihr, auch für den Nachbarort, der momentan über keine Wasserquelle verfügt, einen Antrag bei Emesco einzureichen.

Zufrieden und glücklich aber total erschlagen kehren wir ziemlich spät ins Hotel zurück und freuen uns jetzt auf Pommes, Omelette und Stoney.

Liebe Grüße an euch alle und bis morgen.

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