
Projektreise Nov. 24 – Tag 4 “Hope (Hoffnung)”
Jill Willems
Projektreise 2024
29. Oktober 2018
Es tut sich was in Uganda – das ist der erste Eindruck, den ich bei Ankunft am Flughafen in Entebbe für meine mittlerweile dritte Projektreise für 2aid bekommen habe. Kein stundenlanges Schlangestehen bei der Immigration, stattdessen eine schnelle, effektive Abwicklung der Visumsformalitäten. Zwischendurch fällt nur einmal am gesamten Flughafen kurz der Strom aus, was die Immigration-Mitarbeiterin lachend mit “Welcome to Uganda“ quittiert. Auch das Aufgabegepäck ist direkt zur Stelle, wo wir 2015 noch eine geschlagene Woche auf unsere Koffer warten mussten. Ich muss sagen, ich bin wirklich positiv überrascht.
Diesmal werde ich von Uli begleitet, der einen Brunnen für die Mbirizi-Gemeinde gespendet hat und sich ganz gemäß unserem Motto „Erlebe deine Hilfe“ vor Ort selbst einen Eindruck machen und den Bau seines Brunnens mit eigenen Augen erleben möchte. Am Sonntag treffe ich ihn zusammen mit Suleyti von Emesco in Entebbe und wir brechen gemeinsam nach Karuguuza auf, unserer Basis für alle Projektreisen in unserer Projektregion, Kibaale, im mittleren Westen Ugandas.
Auch hier bin ich wieder positiv überrascht, wie viel sich seit unserem letzten Besuch vor einem Jahr im Punkto Straßenbau getan hat. Zwar dauert die Fahrt nach wie vor gute 5 Stunden, allerdings liegt die Verzögerung diesmal nicht (nur) an den Schotterpisten, sondern an einem großen Musikfestival auf halber Strecke und den daraus resultierenden Staus. Der Großteil der Strecke ist mittlerweile asphaltiert, was echt einen himmelweiten Unterschied macht. Auf der Fahrt halten wir wie immer an, um uns an Straßenständen mit frischen Früchten einzudecken. Dabei kaufe ich quasi „aus Versehen“ Avocados (sie sind so riesig und reif, dass ich sie zuerst für Mangos gehalten habe…). Für den Preis einer Avocado in Deutschland bekommt man hier eine riesige Schüssel voller Früchte, deren Kerne so groß wie Tennisbälle sind!
Heute Morgen treffen wir dann im Büro unseres Projektpartners, der Emesco Development Foundation, deren Direktor Emely. Das Wiedersehen mit ihm, genau wie mit allen anderen Emesco-Mitarbeitern, ist wie immer sehr herzlich und es werden viele Grüße und Updates ausgetauscht. Emely erzählt uns von den Forschritten im von Emesco errichteten Gesundheitszentrum, direkt gegenüber der Büros: Seit kurzem haben sie hier einen festangestellten Arzt, der an der Universität in Kampala, einer der besten Medizinuniversitäten Afrikas ausgebildet wurde, und es gibt auch einen Krankenwagen. Auch gibt es Pläne, die Stadt an das Wassernetz anzuschließen, erklärt er freudig. Das Thema Fortschritt setzt sich auch hier fort.
Nach einer kurzen Lagebesprechung geht es dann ab ins Feld. Unser erstes besuchtes Projekt liegt in der Gemeinde Hakasaraba Karama.
Der Brunnen hier wurde bereits im Jahr 2012 gebaut, weswegen es mich umso mehr freut zu sehen, dass er nach wie vor einwandfrei funktioniert. Stolz erklärt der Vorsteher des Wasserkomitees, Willy, dass die Gemeindemitglieder bereits zwei Reparaturen aus eigenen Mitteln gestemmt haben: Vor etwa einem Jahr mussten die Kette und der Pumpeneimer ausgewechselt werden – normale Verschleißerscheinungen nach gut 5 Jahren. Auch jetzt sammeln sie weiterhin regelmäßig Geld für weitere Reparaturen. Er sagt, die Menschen leisten gern ihren Teil zur Instandhaltung des Brunnens, da sie sehen, wie sehr sich die gesundheitliche Situation im Ort seit Errichtung des Brunnens verbessert hat. Auch besteht nun für die kleinen Kinder keine Gefahr mehr, beim Wasserholen ins Wasserloch zu fallen und zu ertrinken.
Es freut mich zu hören, dass sich die Anzahl der Gemeindemitglieder seit 2012 beinahe verdoppelt hat, etwa 150 Haushalte nutzen mittlerweile den Brunnen.
Auch für den abgebrochenen Pumpenhebel hat Willy bereits Ersatz geschaffen und sie warten nur noch auf den Handwerker, der diesen anschweißen wird. Lediglich der Zaun fehlt, doch hier nutzen Emesco Water Officer Johnsus und ich die Gelegenheit, ihm von der Möglichkeit eines Life Fence zu erzählen. Statt eines gewöhnlichen Holzzauns, der im tropischen Klima Ugandas schnell der Witterung zum Opfer fällt, wird hier eine Hecke aus Büschen gepflanzt, die langfristig Tiere und Erdrutsche vom Brunnen fernhält. Willy greift diesen Tipp dankbar auf und wir fahren mit einem guten Gefühl zum nächsten Projekt.
Auch der Brunnen in Kaburaisoke ist nach sechs Jahren in erstaunlich gutem Zustand. Akuya, der Vorsteher des Local Council, der auch Teil des Wasserkomitees ist, erzählt uns, dass sie bereits drei Reparaturen am Brunnen vornehmen mussten, die Gemeinde aber dank der Arbeit des Wasserkomitees die nötigen Gelder gesammelt hatte, um diese schnell durchzuführen lassen zu können. Auch sie sammeln weiterhin regelmäßig für weitere Reparaturen.
Es erstaunt uns zu hören, dass die Anzahl der Menschen, die den Brunnen nutzen, seit 2012 stark zurückgegangen ist und wir fragen nach dem Grund. Akuya erklärt, dass ein zweiter Brunnen in der Nähe des Dorfes gebaut wurde, der nun von der anderen Hälfte des Dorfes genutzt wird. Für die Menschen in Kaburaisoke sei dies jedoch von Vorteil, da eine geringere Nutzung des Brunnens dessen Lebensdauer deutlich erhöhen und Verschleißerscheinungen reduzieren würde.
Allerdings sind besonders in der Regenzeit Erdrutsche ein großes Problem. Etwa alle zwei Monate müssen die Menschen die Brunnenfassung aufs Neue wieder ausgraben. Wir loben ihr Engagement und berichten wie schon zuvor in Hakasaraba Karama, dass ein Life Fence dieses Problem eindämmen kann. Auch hier wird der Vorschlag dankbar angenommen und die Menschen versprechen, sich zeitnah um eine Pflanzung zu bekümmern.
Nach einer kurzen Mittagspause im Emesco Büro, wo wir uns mit typisch ugandischem Essen stärken, geht es am Nachmittag weiter zum dritten und letzten Projekt des Tages, der Gemeinde Mugasara.
Der Brunnen wurde ebenfalls 2012 errichtet, allerdings hatte die Gemeinde hier offenbar mehr Glück, denn in den sechseinhalb Jahren war nicht eine einzige Reparatur nötig und der Brunnen funktioniert einwandfrei. Wir weisen trotzdem noch einmal darauf hin, wie wichtig es ist, rechtzeitig Gelder für eventuelle Reparaturen zu sammeln und die Frauen des Ortes versprechen uns, das Wasserkomitee darauf aufmerksam zu machen.
Aufgrund der starken Regenfälle, verschlammten Straßen und der bereits einsetzenden Dunkelheit schaffen wir es leider nicht mehr, noch ein weiteres Projekt zu besuchen und fahren stattdessen zurück nach Karuguuza. Nach einem langen, eindrucksreichen Tag sind wir nun genau so erschlagen wie dieser kleine Krieger hier am Mugasara Brunnen.
Von daher freuen wir uns jetzt aufs Abendessen und melden uns morgen wieder.
Bis dahin sonnige Grüße aus Uganda,
Christine & Uli